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Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL)

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Musik des Mittelalters

Grundlage der europäischen Musikkultur

Musik hat es schon seit den primitiven Kulturen der Menschheit gegeben; wie sie aber geklungen hat, lässt sich erst mit dem Einsetzen schriftlicher Zeugnisse genauer bestimmen, in denen die Musik beschrieben oder in Form von Noten aufgezeichnet wird.

Zwei Instrumentenspieler der prähistorischen Kykladenkultur:
sog. Kykladenidole mit einem Doppelblasinstrument bzw. einem harfenartigen Saiteninstrument (Museum Athen, 3. Jahrtausend v.Chr.); Wikimedia Commons

Doch auch wo solche schriftlichen Zeugnisse vorhanden sind, bedarf es immer noch der Fähigkeit, sie zu entschlüsseln und zu verstehen.

So sind bereits aus der Antike zwar nur wenige musikalisch notierte Gesänge, dafür aber sehr detaillierte Darstellungen der verwendeten Tonsysteme überliefert.

Gregorianischer Choral

Am Anfang unserer europäischen Musikgeschichte steht der Gregorianische Choral. Als einstimmiger Chorgesang diente er zur musikalischen Gestal­tung der kirchlichen Liturgie. Der Choral wurde im 8. Jahr­hundert von den Karolingern aus Rom übernommen und einheitlich im gesamten Frankenreich verbreitet. Er blieb über Jahrhunderte hinweg die allgemein­gültige Form der liturgischen Musik.

Der mythische Ursprung des Gregorianischen Chorals: Inspiriert vom Hl. Geist diktiert Papst Gregor der Große (590-604) einem Schreiber seine liturgischen Gesänge (St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 390, p. 13 (sog. Hartker-Antiphonar, um 990-1000; e-codices)

Organum und Neues Organum

Die ersten schriftlichen Zeugnisse für mehrstim­miges Singen stammen aus dem 9. Jahr­hun­dert. Es handelt sich nicht etwa um Kompositionen im modernen Sinn, sondern um eine anonyme musiktheoretische Abhandlung in lateinischer Sprache: die sogenannte Musica enchiriadis (Handbuch der Musik).

Sie beschreibt eine Form von Mehrstimmigkeit, welche „organum” genannt wird. Ob und wie lange es eine solche mehrstimmige Gesangs­praxis schon vor der Musica enchiriadis gegeben hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Die Gestalt des Organum blieb jedenfalls für die nächsten 1 ½ Jahrhunderte fast unverändert bestehen. Erst um das Jahr 1100 findet man dann eine weiter entwickelte Form des mehrstimmigen Singens, die in der Wissenschaft als „Neues Organum” bezeichnet wird.

Notre-Dame-Schule und spätes Mittelalter

Die Notenschrift aus der Zeit des Neuen Organums ist jedoch noch nicht in der Lage, den Rhythmus eines Gesangs festzuhalten. Erst im 13. Jahrhundert entwickelt sich im Umkreis der Kathedrale Notre-Dame in Paris eine Notations­weise, die unterschiedliche Notenwerte anzeigen kann. Die schriftliche Aufzeichnung von Musik wird nun zunehmend zur Grundlage für eine spätere musikalische Aufführung.

Entsprechend findet auch im Musikschrifttum eine Neuorientierung statt. Seit dem 13. Jahrhundert bestimmen Kompositionslehren, die sich mit der klanglichen Gestaltung des mehrstimmigen Satzes befassen, sowie Notationslehren, welche die rhythmische Aufzeichnung behandeln, seine Entwicklung.

Fachwörterbuch zur lateinischen Musikterminologie

Der unmittelbare Zugang zur Musik des Mittelalters ist jedoch verwehrt und die Tradition abgebrochen. Um einen neuen Zugang zu gewinnen, stehen nur zwei Arten von Quellen zur Verfügung, die Noten- und Neumenhandschriften einerseits sowie musiktheoretische Handschriften andererseits.

Das Projekt Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL) diente einer umfassenden Bestandsaufnahme der lateinischsprachigen Musikterminologie des Mittelalters. Die Forschungsarbeiten begannen 1960 und wurden 2016  erfolgreich abgeschlossen. Das Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL) liegt nun in gedruckter und in digitaler Form vor.

Förderung

Dieses Projekt wurde als Vorhaben der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland und vom Freistaat Bayern gefördert.