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Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL)

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Fachwörterbuch zur lateinischen Musikterminologie des Mittelalters

Während des Mittelalters hat sich in der Musik Europas die Mehrstimmigkeit von einfachsten Formen bis zu hoch differenzierten Kompositionstechniken entwickelt. Zahlreiche Kompositionsgattungen wurden begründet und verschiedene Notationsweisen, die Urformen unserer heutigen Notenschrift, erfunden.

Einige Bereiche der mittelalterlichen Musik sind ausschließlich durch Theoretiker-Zeugnisse bekannt, so beispielsweise das Organum, die erste Form der mehrstimmigen Musik. Wir wissen um diese Praxis bereits aus Musiktraktaten des 9. Jahrhunderts, aus einer Zeit also, in der noch keine eindeutige, allgemein gültige Form der musikalischen Notation gefunden war.

Noten- und Neumenhandschriften

Die Notation der mittelalterlichen Musik ist von unserer Notenschrift her nicht zu verstehen, obwohl sich viele Elemente unserer Notenschrift direkt aus der mittelalterlichen Notation herleiten lassen. Interpretieren können wir diese Notation nur mit Hilfe der mittelalterlichen Schriften über Musik, die uns hierzu eine Erklärung geben.

Musiktheoretische Handschriften

In den musiktheoretischen Traktaten erfahren wir nicht nur, wie die Notation der Musik zu verstehen ist, sie geben auch Aufschluss über das Musik­verständnis im Mittelalter überhaupt: die Einbindung der Musik in die Harmonie des Kosmos, ihre Stellung in der Liturgie, ihre Kompositions­techniken und vieles andere. Um wiederum das musiktheoretische Schrifttum verstehen zu können, brauchen wir vor allem ein Verständnis des fachspezifischen Vokabulars.

Musikalische Terminologie

Wie die anderen Wissenschaften bildete auch die Musik im Mittelalter ein eigenes, zum Teil sehr spezifisches Fachvokabular aus. Aus der Antike übernahm das Mittelalter vor allem Termini des Tonsystems. Die Verbreitung des Gregorianischen Chorals erforderte jedoch ein neues Vokabular zur Beschreibung dieser Musik und ihrer Struktur. Auch fand die Praxis mehrstimmigen Singens und die allmähliche Entwicklung mehrstimmiger Komposition in der musiktheoretischen Literatur ihren Niederschlag und erweiterte das Vokabular zur Kompositionslehre und den mannigfaltigen musikalischen Gattungen bis ins späte Mittelalter.

Termini zur Notation von Musik standen seit dem 13. Jahrhundert im Mittelpunkt der musiktheore­tischen Erörterungen. Mit der Mensuralnotation, die es zum ersten Mal ermöglichte, Tonhöhe und Rhythmus exakt festzuhalten, entstand ein sich immer weiter verfeinerndes, oft regional unterschiedlich ausgeprägtes System. Gleichzeitig gewann auch die Beschreibung von Instrumenten immer größere Bedeutung.

Terminologie erklären und beschreiben

Diese vielfältige Terminologie in ihrer sachlichen Bedeutung zu erklären und in ihrem historischen Kontext zu beschreiben, war die Aufgabe des Lexicon musicum Latinum.

Das Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL), ein 2016 abgeschlossenes Forschungsprojekt an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, gilt als führendes Fachwörterbuch der lateinischen Musikterminologie des Mittelalters. Es erschließt erstmalig umfassend das musiktheoretische Schrifttum vom 9. Jahrhundert bis etwa 1500, wobei die antike lateinische Literatur, soweit sie auf das Mittelalter gewirkt hat, ebenfalls berücksichtigt wird.

Heute umfasst das Quellenmaterial für die Wörterbuch-Artikel des LmL mehr als 700 Texte mit über drei Millionen Wörtern. Neben der Bedeutungserklärung in deutscher und englischer Sprache bietet das LmL eine umfangreiche Auswahl an aussagekräftigen Originalzitaten, gegliedert nach sachlichen Gesichtspunkten und versehen mit Hinweisen auf wichtige Sekundärliteratur, auf die Zitierung einer Stelle in weiteren Traktaten, sowie mit textkritischen Anmerkungen.

Die Arbeit am Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL) wurde 1960 aufgenommen. Mit Ende des Jahres 2016 findet das an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelte Forschungsvorhaben seinen erfolgreichen Abschluss. Damit liegt nunmehr eine umfassende Bestandsaufnahme der lateinischsprachigen Musikterminologie des Mittelalters bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts in gedruckter und in digitaler Form vor.